Grüner Wasserstoff für die Vorderpfalz – ein Beitrag zur Energiewende
von Johannes Schmitz
Um den Klimawandel aufzuhalten, ist es das Ziel Europas, in den nächsten 30 Jahren fossile Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas durch erneuerbare Energien abzulösen. Im Zuge der nachhaltigen Umgestaltung der Energieversorgung wird Wasserstoff dabei eine wichtige Rolle spielen.

Für saubere Mobilität, die effiziente Versorgung mit Strom und Wärme, als Speicher zum Ausgleich schwankender erneuerbarer Energien, als Grundlage für alternative Treibstoffe oder als Prozessgas in der Industrie – Wasserstoff ist als Energieträger sehr vielseitig, über die Sektorengrenzen hinweg einsetzbar und bietet so große Synergiepotenziale. Nachhaltig und wirtschaftlich erzeugter Wasserstoff ist deshalb ein zentraler Baustein, um den Ausstoß vor allem des schädlichen Treibhausgases CO2 in den Bereichen Energie, Verkehr und Industrie massiv zu senken und dadurch dem Klimawandel zu begegnen.
Wasserstoff hat als Energieträger ein enormes Potenzial. Er besitzt viel Energie, verbrennt sauber, kann gut transportiert werden und lässt sich über lange Zeit zuverlässig lagern. Nachhaltig und klimaneutral ist nur sogenannter „grüner“ Wasserstoff. Bei seiner Herstellung kommen Wasser sowie Energie aus Sonnen-, Wind-, Wasserkraft oder Biomasse zum Einsatz.1)

Der Wasserstoff wird durch Elektrolyse erzeugt, also der Spaltung von Wassermolekülen unter Einsatz von Strom und der Abtrennung von entstehendem Wasserstoff mittels Membranen. Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht das Prinzip, mit dem man mittlerweile in großen Elektrolyseuren große Mengen Wasserstoff erzeugen kann. Das Wertprodukt Wasserstoff wird verdichtet und unter hohem Druck in Tanks gelagert. In Druckbehältern kann das komprimierte Gas transportiert werden. Alternativ kann man Wasserstoff bei -253 °C verflüssigen und tiefgekühlt transportieren.
Wasserstoffstrategie Rheinland-Pfalz
In der Wasserstoffstrategie des Landes Rheinland-Pfalz2) von 2022 sind Pläne zur Nutzung von Wasserstoff für die Zukunft niedergelegt:
Wasserstoffbedarf 2030: 123.000 t/a
Wasserstoffbedarf 2040: 654.000 t/a
Wasserstoffbedarf 2045: 1.050.000 t/a
Es ist vorgesehen, den Wasserstoff im Wesentlichen in der Industrie – als Rohstoff und als Brennstoff – und im Verkehrssektor in den Bereichen Öffentlicher Personen-Nahverkehr, Lastverkehr auf Langstrecken, Schifffahrt und Luftfahrt als Brennstoff einzusetzen. Die Nutzung im Bereich Gebäude wird nach Aussage der Strategie keine große Rolle spielen, da der Neu- und Umbau der Gasverteilnetze mit Ausnahme von großen Transferrohrleitungen unwirtschaftlich ist.
Wasserstoff und bINe
Aus der regionalen Sicht der bINe gibt es langfristig einige Anknüpfungspunkte bei der Wasserstofferzeugung, Lagerung und Vertrieb:
- Durch die stark steigende Anzahl von Photovoltaikanlagen, die Naturstrom für die bINe erzeugen, ergibt sich die Notwendigkeit, Strom zu speichern für die Zeiten, in denen mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Dazu werden für kurzzeitiges Speichern Batterien eingesetzt, für langfristiges Speichern wird Wasserstoff erzeugt und gespeichert. Von einer Bürgerenergiegenossenschaft in Bayern wird bereits Wasserstoff produziert und an Busunternehmen in der Region München verkauft. Die Busse werden über Brennstoffzellen und Elektromotoren angetrieben. In anderen Städten in Deutschland werden ebenfalls H2-Busse im Nahverkehr eingesetzt. Das ist auch eine Möglichkeit für den öffentlichen Nahverkehr in der Vorderpfalz.
- Es gibt ein Projekt in Baden, in dem ein Unternehmen eine kleine Elektrolyse mit Lagerung und Tankstelle für seine Fahrzeugflotte nutzt. Die PKWs mit Wasserstoffantrieb sind im Dauereinsatz für dieses Unternehmen effizienter als Elektrofahrzeuge, da es keine langen Ladezeiten gibt.
- In der Region Vorderpfalz erzeugter Wasserstoff kann zukünftig in das Wasserstoffnetz eingespeist werden, das an der westlichen Rheinseite entlang geplant und in Teilen schon vorhanden ist. Die BASF ist bereits an das Netz angeschlossen, weitere Industrieunternehmen in der Region werden folgen. Alternativ kann der Wasserstoff an H2-Tankstellen verkauft werden. Es gibt bereits einige dieser Tankstellen in den Städten der Region.

Die bINe wird die Entwicklung der Wasserstofftechnologie und -industrie kontinuierlich beobachten. Wenn sich Projekte in der Vorderpfalz ergeben, wird die bINe versuchen, dabei mitzumachen – immer als Vertreterin der Bürger und ggf. als Mitgestalterin und Investorin.
Quellen:
1) Pressemitteilung „Der Stoff für die Energiewende“, DLR e.V. Köln, 2025
2) Abschlussbericht „Wasserstoffstudie mit Roadmap Rheinland-Pfalz“, Robinius et al., 2022