Der Klimawandel allgemein und in der Region Speyer-Vorderpfalz –
Unsere Motivation zur Arbeit in der BürgerEnergieGenossenschaft
Ein Grundsatzbeitrag von Nicolas Schweigert
Wir als Energiegenossenschaft sehen unseren Auftrag auch im aktiven Dialog mit den Bürger:innen in der Region. Viele von uns haben noch nicht annähernd verstanden, was Klimawandel für uns heißt und welche Auswirkungen die zukünftigen Generationen zu spüren bekommen. Bitte nicht falsch verstehen, wir glauben, das Thema Klimawandel ist so komplex und muss über solch einen langen Zeitraum gedacht werden, dass wir dies einfach nicht richtig fassen können.
Simpleclub erklärt auf YouTube eindrucksvoll die Grundlagen zum Klimawandel.
Der neue zusammenfassende IPCC Assessment Report 6 zeigt die Auswirkungen des Klimawandels für die verschiedenen Generationen. Die heutigen Auswirkungen sind nur ein kleiner Vorgeschmack von dem, was zukünftige Generationen erleben. Die Welt wird nicht untergehen, aber die Bedingungen, die wir heute kennen, werden sich ins Extreme verschieben. Wir haben es bisher gesamtgesellschaftlich nicht geschafft, unsere Hausaufgaben zu erledigen und Emissionen zu reduzieren. Die Verträge von Paris mit dem 1.5°C-Ziel sind nur noch sehr schwer einzuhalten. Wir sind auf dem Weg in eine Welt mit einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 3°C. Wenn wir die Folgen abmildern wollen, muss jeder seinen Beitrag leisten und seine Hausaufgaben machen. Es ist wichtig, um jedes Zehntel Grad zu kämpfen. Wir wollen mit der bINe dazu beitragen.
Jemand, der im Jahr 2020 geboren wird, hat sehr wenig zum menschengemachten Klimawandel beigetragen. Wir sind aktuell in dem „high“ Scenario. Die Auswirkungen werden für die jetzigen Babys sehr stark zu spüren sein. Gleichzeitig leben wir im hier und jetzt. Schon wenn wir morgens aufgestanden sind, haben wir systembedingt Emissionen produziert. Durchschnittlich stoßen alle Bürger:innen Deutschlands pro Person 7.9 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr aus (Jahr 2019; Quelle: CO2-Ausstoß je Einwohner in Deutschland bis 2019 | Statista). Der eigene CO2-Austoß kann über den Rechner des Umweltbundesamtes bestimmt werden. Gleichzeitig können wir schon eine Menge machen. Erneuerbare Energien sind ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Der IPCC Atlas bietet ein schönes Instrument, um sich einige Änderungen spielerisch anzuschauen (Englisch) auf der Fact-Sheets-Seite findet man Zusammenfassungen für die verschiedenen Kontinente.
Kurze persönliche Notiz: Meine persönliche Lebenserwartung endet im Jahre 2065, bis dahin werden einige Veränderungen auftreten, aber diese werden wir irgendwie regeln können. Mein Sohn wird sich andere Lösungen einfallen lassen müssen. Er wird überleben, die Frage ist nur wie. Niemand verlangt, dass wir alles von heute auf morgen ändern, aber den Wandel angehen, das will ich tun. Das Wissen ist da, um einen großen Teil des Wandels zu begehen. Ich wünsche mir, dass die nächsten Generationen die Pfalz so vorfinden wie sie heute ist.
Was heißt +3°C Durchschnittstemperatur weltweit auf Speyer und die Vorderpfalz bezogen?
+5°C durchschnittlich in Speyer und der Vorderpfalz und im Sommer sogar bis zu +7°C in unserer Region, genau das heißt das „+3°C weltweit“. Die Evidenzen sind klar. Für unsere Region zeigt die folgende Grafik (aus Klimawandelinformationssytem Rheinland-Pfalz) die durchschnittlichen Jahrestemperaturen. Man sieht sehr gut den ansteigenden Trend der Durchschnittstemperaturen. Der Grund ist, wissenschaftlich unbestritten, der menschengemachte Klimawandel. Wir in RLP erleben schon eine Temperaturveränderung von durchschnittlich +1.7°C. Das sollte uns allen eine Warnung sein, dass das große Ziel von 1.5°C mit den bisherigen Anstrengungen nicht erreichbar sein wird.
Wissenschaftliche Modelle, die seit den 1970ern existieren und mit erstaunlich hoher Genauigkeit das Klima vorhersagen, können uns einen Einblick in die Zukunft geben.
Kurze Notiz: Wetter sind die aktuellen Parameter (Temperatur, Niederschlag, …) zu einem bestimmten Zeitpunkt. Klima ist die Summe der Parameter über einen gewissen Zeitraum. Das heißt, das Klima zeigt einen Trend und nicht genau die Details eines Tages.
Wir werden nicht in das Szenario RCP 8.5 fallen. Das wäre wirklich schlecht. Wir tun als Gesellschaft schon einiges, leider reicht dies nicht aus, um in die blaue Zone (1.5°C Zone) zu gelangen. Die aktuellen Vorhersagen unter Berücksichtigung der Klimaversprechen der Länder werden uns eher in die +2,8°C Zone bringen. In der Pfalz wird die Erhöhung aber deutlich größer sein. Die roten bis dunkelroten Zonen in der RLP-Karte zeigen dies. In der Rheinebene werden wir einen Zuwachs von bis zu +7°C im Sommer bekommen. Temperatur ist dabei nur ein Parameter, der Auswirkung auf die anderen natürlichen Systeme (Wasserhaushalt, Pflanzen, Boden, …) hat. Wir werden längere Dürreperioden haben und gleichzeitig Phasen, in denen viel mehr Niederschlag fällt. Die Gletscher der Alpen werden schmelzen und im Sommer werden wir es vielleicht erleben, dass wir an einigen Stellen fast durch den Rhein laufen können. Jahreszeiten werden sich verschieben, die Anbauzeiten für die Landwirte werden sich ändern. Gleichzeitig werden wir keine Zuckerrüben mehr anbauen, sondern Melonen.
Speyer hat bereits 2015 einen Bericht über die Folgen des Klimawandels veröffentlicht. In dem Bericht wird u.a. gezeigt, wie sich die mittleren Jahrestemperaturen im letzten Jahrhundert entwickelt haben. (linkes Bild). Beachte: im Jahr 2000 sehen wir schon eine Erhöhung der mittleren Temperatur um +0.8°C seit 1910.
Zitat aus dem lesenswerten Abschlussbericht-Klimawandel 2015 der Stadt Speyer (S.4): „Eines ist dennoch deutlich: Es steht scheinbar außer Frage, dass wir eine weitere Temperatursteigerung zu erwarten haben, lediglich das Ausmaß der Erwärmung ist durch zukünftige Entwicklungen noch zu beeinflussen. Nachhaltige Klimapolitik muss daher neben dem Klimaschutz immer auch die effektive Anpassung an die Folgen des Klimawandels berücksichtigen“.
Wir wollen hier keine Weltuntergangsgeschichten erzählen. Wir wollen gestalten. Wir wollen die Zukunft emissionsfrei gestalten. Dabei ist es zentral, dass wir Bürger:innen mitmachen. Es ist wichtig, sich mit dem komplexen Thema auseinanderzusetzen und zu lernen. Dann kann man auch etwas ändern.
Rheinland-Pfalz hatte sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Ob das Ziel erreicht werden konnte, wird erst aus dem nächsten Klimaschutzbericht des Landes hervorgehen. Bis 2050 soll eine Minderung von mindestens 90 Prozent erreicht werden. Auch die verschiedenen Kommunen in der Region sind schon aktiv und reduzieren Emissionen. Noch sind wir alle nicht schnell genug, aber es gibt tolle Aktivitäten. Hier müssen wir als Bürger:innen einen Beitrag leisten. Und noch mehr leisten.
Deswegen haben wir die bINe gegründet und deswegen setzen wir uns als ehrenamtliches Team dafür ein, die Energiewende in der Region Speyer-Vorderpfalz zu gestalten. Wir freuen uns, wenn du uns aktiv unterstützt.